91 Gasthof

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GASTHOF
GASTHOF


... in jeder Stadt gibt es Besucher und Reisende auf der Durchfahrt, und diese Besucher fühlen sich natürlich von den Zentren der Aktivität angezogen — DER ZAUBER DER STADT (10), KNOTEN DER AKTIVITÄT (30), PROMENADE (31), NACHTLEBEN (33), GEMEINSCHAFT VON ARBEITSSTÄTTEN (41). Das folgende Muster zeigt; wie die Hotels für diese Besucher am wirksamsten zum Leben in diesen Zentren beitragen können.


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Jemand, der an einem fremden Ort übernachtet, nach wie vor ein Mitglied der menschlichen Gemeinschaft; er braucht nach wie vor Gesellschaft. Es gibt keinen Grund, warum er sich in einem Loch verkriechen und allein vor dem Fernseher sitzen sollte, wie es in einem Motel an der Straße üblich ist.


Zu allen Zeiten — mit Ausnahme der unsrigen — war der Gasthof ein wunderbarer Ort, wo Fremde sich für eine Nacht trafen, um zu Essen, zu Trinken, Karten zu spielen, Geschichten zu erzählen und außergewöhnliche Abenteuer zu erleben. In einem modernen Motel ist jedoch von diesem Abenteuergeist nichts mehr übrig. Der Motelbesitzer glaubt, dass Fremde vor- einander Angst haben, und beugt diesem Gefühl vor, indem- er jedes Zimmer völlig abgeschlossen und autark anlegt.


Dabei steckt hinter der Angst ein tiefes Bedürfnis: das Bedürfnis nach Gesellschaft — nach Geschichten, Abenteuern und Bekanntschaften. Aufgabe eines Gasthofs ist es, für die Erfahrung und die Befriedigung dieses Bedürfnisses eine Atmosphäre zu-schaffen. Die extremste Version ist die indische Pilger-Herberge oder die persische Karawanserei. Dort essen die Leute, lernen einander kennen, schlafen, reden, rauchen, trinken — in einem einzigen großen Raum; jeder ist durch die anderen vor Gefahren geschützt und gleichzeitig durch ihre Streiche und Geschichten bestens unterhalten.


Die Anregung für dieses Muster bildete Gita Shahs Beschreibung der indischen Pilger-Herberge in The Timeless Way o Building:


In Indien gibt es viele solcher Herbergen. Sie haben einen Hof, wo sich die Leute treffen, und auf einer Seite dieses Hofs eine Stelle, wo Sie essen; an dieser Seite ist auch der Leiter der Herberge, an den drei anderen Seiten des Hofs sind die Zimmer - vor den Zimmern verläuft eine Arkade, vielleicht eine Stufe höher als der Hof, etwa drei Meter tief, mit einer weiteren Stufe zu den Zimmern. Im Laufe des Abends kommen alle zum Essen und Plaudern im Hof zusammen - das ist etwas ganz besonderes -, später in der Nacht schlafen alle unter den Arkaden, sie schlafen also alle gemeinsam rund um den Hof. Natürlich ist auch die Größe entscheidend. Die Atmosphäre rührt hauptsächlich daher, daß die Leute, die das Lokal betreiben, selbst hier leben und den ganzen Gasthof wie ihren eigenen Haushalt führen. Eine Familie kann höchstens 30 Zimmer betreiben.



Daraus folgt:


Mach aus einem Gasthof einen Ort, wo Reisende sich ein Zimmer für die Nacht nehmen können, wo aber -anders als in den meisten Hotels und Motels - die Qualität des Gasthofs auf der Gemeinschaft der Reisenden beruht, die am jeweiligen Abend da sind. Die Größe ist beschränkt - ein Gasthof für 30 oder 40 Gäste; die Mahlzeiten werden gemeinsam eingenommen; es gibt sogar einen großen Raum mit Betten in Nischen.


Illustration aus „A Pattern Language“
Illustration aus „A Pattern Language“


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Den Mittelpunkt der Geselligkeit bildet der zentrale Bereich, wo man zusammenkommt, redet, tanzt und trinkt - GEMEINSCHAFTSBEREICHE IN DER MITTE (129), TANZEN AUF DER STRASSE (63) und BIERHALLE (90). Sieh Gelegenheiten für gemeinsame Mahlzeiten vor, nicht ein Restaurant, sondern ein gemeinsames Gericht, zu dem man sich an einen Tisch zusammensetzt GEMEINSAMES ESSEN (147); zusätzlich zu den Einzelzimmern sollte es wenigstens gewisse Bereiche geben, wo sich Leute ohne Scheu niederlegen und schlafen können - SCHLAFEN IN DER ÖFFENTLICHKEIT (94), GEMEINSAMES SCHLAFEN (186). Was die Form des Gasthofs, der Gärten und Parkplätze und der Umgebung überhaupt betrifft, beginn mit GEBÄUDEKOMPLEX (95)

Muster: Städte


1 UNABHÄNGIGE REGIONEN

2 DIE VERTEILUNG DER STÄDTE

3 STADT-LAND-FINGER

4 LANDWIRTSCHAFTSTÄLER

5 MASCHENNETZ VON LANDSTRASSEN

6 KLEINSTÄDTE

7 DAS LAND

8 MOSAIK AUS SUBKULTUREN

9 STREUUNG DER ARBEITSSTÄTTEN

10 DER ZAUBER DER STADT

11 LOKALVERKEHRSZONEN

12 GEMEINDE VON 7000

13 SUBKULTUR-GRENZE

14 IDENTIFIZIERBARE NACHBARSCHAFT

15 NACHBARSCHAFTSGRENZE

16 ÖFFENTLICHES VERKEHRSNETZ

17 RINGSTRASSEN

18 NETZWERK DES LERNENS

19 NETZ DER NAHVERSORGUNG

20 MINI-BUSSE

21 HÖCHSTENS VIER GESCHOSSE

22 NEUN PROZENT PARKPLÄTZE

23 PARALLELE STRASSEN

24 HEILIGE STÄTTEN

25 ZUGANG ZUM WASSER

26 LEBENSZYKLUS

27 MÄNNER UND FRAUEN

28 EXZENTRISCHER KERN

29 RINGE VERSCHIEDENER DICHTE

30 KNOTEN DER AKTIVITÄT

31 PROMENADE

32 EINKAUFSSTRASSE

33 NACHT33LEBEN

34 UMSTEIGESTELLE

35 MISCHUNG DER HAUSHALTE

36 ABSTUFUNGEN DER ÖFFENTLICHKEIT

37 HAUSGRUPPE

38 REIHENHÄUSER

39 WOHNHÜGEL

40 ÜBERALL ALTE MENSCHEN

41 GEMEINSCHAFT VON ARBEITSSTÄTTEN

42 INDUSTRIEBAND

43 UNIVERSITÄT ALS OFFENER MARKT

44 LOKALES RATHAUS

45 KRANZ VON GEMEINSCHAFTSPROJEKTEN

46 MARKT MIT VIELEN GESCHÄFTEN

47 GESUNDHEITSZENTRUM

48 WOHNEN DAZWISCHEN

49 ÖRTLICHE STRASSEN IN SCHLEIFEN

50 T-KREUZUNGEN

51 GRÜNE STRASSEN

52 NETZ VON FUSS- UND FAHRWEGEN

53 HAUPTORTE

54 STRASSENÜBERQUERUNG

55 ERHÖHTER GEHWEG

56 RADWEGE UND STÄNDER

57 KINDER IN DER STADT

58 VERGNÜGUNGSPARK

59 RUHIGE HINTERSEITEN

60 ERREICHBARE GRÜNFLÄCHE

61 KLEINE PLÄTZE

62 AUSSICHTSPUNKTE

63 TANZEN AUF DER STRASSE

64 TEICHE UND BÄCHE

65 GEBÄRHÄUSER

66 GEHEILIGTER BODEN

67 GEMEINSCHAFTSFLÄCHEN

68 SPIELEN MIT ANDEREN KINDERN

69 ÖFFENTLICHES ZIMMER IM FREIEN

70 GRABSTÄTTEN

71 STEHENDES WASSER

72 LOKALER SPORT

73 ABENTEUERSPIELPLATZ

74 TIERE

75 DIE FAMILIE

76 HAUS FÜR EINE KLEINFAMILIE

77 HAUS FÜR EIN PAAR

78 HAUS FÜR EINE PERSON

79 DAS EIGENE HEIM

80 SELBSTVERWALTETE WERKSTÄTTEN UND BÜROS

81 KLEINE UNBÜROKRATISCHE DIENSTLEISTUNGEN

82 VERBINDUNG ZWISCHEN BÜROS

83 MEISTER UND LEHRLINGE

84 TEENAGER-GESELLSCHAFT

85 LADENSCHULEN

86 KINDERHAUS

87 GESCHÄFTE IN PRIVATBESITZ

88 STRASSENCAFE

89 LEBENSMITTELGESCHÄFT AN DER ECKE

90 BIERHALLE

91 GASTHOF

92 BUSHALTESTELLE

93 IMBISSSTÄNDE

94 SCHLAFEN IN DER ÖFFENTLICHKEIT