1 Unabhängige Regionen

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Unabhängige Regionen.
Unabhängige Regionen


Die urbanisierten Regionen. werden erst ins Gleichgewicht kommen, wenn jede so klein und autonom ist, dass sie eine eigenständige Kultursphäre sein kann.


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Zu diesem Schluss haben uns vier verschiedene Gedankengänge geführt:


1. Natur und Grenzen menschlicher Herrschaft.

2. Gerechtigkeit unter den Regionen in einer weltweiten Gemeinschaft.

3. Überlegungen der regionalen Planung.

4. Förderung der Intensität und der Verschiedenartigkeit von menschlichen Kulturen.


1. Die Größe von Gruppen, die sich in humaner Weise verwalten. können, hat natürliche Grenzen. Der Biologe J. B. S. Haldane hat zu diesem Punkt in seinem Aufsatz "On Seing the Right Size" folgendes bemerkt:

... genau wie jedes Tier eine optimale Größe hat, so gilt das auch für jede menschliche Institution. In der griechischen Form der Demokratie konnten alle Bürger einer Reihe von Rednern zuhören und direkt zu Fragen der Gesetzgebung abstimmen. Aus diesem Grunde hielten ihre Philosophen eine kleine Stadt für den größten möglichen demokratischen Staat ... (J. B. S. Haldane, "On Being the Right Size", The World of Mathematics, Vol. II, Hrsg. J. R. Newman, New York: Simon and Schuster, 1956, S. 962-967).

Es ist nicht schwer zu verstehen, warum die Verwaltung einer Region mit wachsender Größe immer schwerer handhabbar wird. In einer Bevölkerung von N Personen braucht man Person-zu-Person-Beziehungen in einer Größenordnung von N² , um Kommunikationskanäle offen zuhalten. Naturgemäß werden, wenn N eine gewisse Grenze überschreitet, die für Demokratie, Gerechtigkeit und Information nötigen Kommunikationskanäle zu verstopft und zu verwickelt; die Bürokratie erdrückt die menschlichen Beziehungen.


Außerdem nimmt natürlich mit dem Wachstum von N auch die Zahl der hierarchischen Ebenen innerhalb der Verwaltung zu. In kleinen Ländern wie Dänemark gibt es so wenig Ebenen, dass jeder private Bürger etwa Zugang zum Unterrichtsminister haben kann. In größeren Ländern wie England oder den Vereinigten Staaten ist diese Art direkten Zutritts praktisch unmöglich.


Wir glauben, dass diese Grenze bei einer Bevölkerung einer Region von etwa 2 bis 10 Millionen erreicht ist. Jenseits dieser Größe entfernen sich die groß maßstäblichen Verwaltungsvorgänge zu sehr von den Leuten. Unsere Einschätzung mag im Licht der neueren Geschichte merkwürdig erscheinen: Die Nationalstaaten sind mächtig gewachsen, und ihre Regierungen üben Macht über zehn, zwanzig, manchmal sogar über hunderte Millionen Menschen aus. Diese riesigen Mächte können jedoch nicht behaupten, ihre Größe sei eine natürliche. Sie können nicht behaupten, ein Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen der Städte und Gemeinwesen und den Bedürfnissen der Weltgemeinschaft als Ganze hergestellt zu haben. Ihre Tendenz war es im Gegenteil, die lokalen Bedürfnisse zu übergehen,


die lokale Kultur zu unterdrücken und sich selbst zugleich bis zur Unerreichbarkeit zu vergrößern, mit einer dem durchschnittlichen Bürger kaum fassbaren Macht.



2. Eine Region mit weniger als einigen Millionen Einwohnern wird nicht groß genug sein für einen Sitz in einer Weltregierung und daher nicht fähig, die Macht und die Autorität gegenwärtiger Nationalstaaten zu überwinden. Wir fanden dies ausgedrückt in einem Brief von Lord Weymouth of Warminster, England, an die New York Times, 15. März 1973:

Weltföderation: Tausend Staaten "der wesentliche Grundstein für eine Weltföderation auf demokratischer Basis besteht in der Regionalisierung innerhalb einer zentralisierten Verwaltung. Dieses Argument beruht auf dem Gedanken! dass einer Weltregierung die moralische Autorität fehlt, solange macht jeder Delegierte einen ungefähr gleich großen Teil der Weltbbvölkerug repräsentiert. Wenn wir von einer Schatzung der Gesamtbevölkerung im Jahr 2000 ausgehen, die aller Voraussicht nach bis auf zehn Milliarden steigen wird, schlage ich vor, dass wir uns' ideale Regionalstaaten von ungefähr zehn Millionen Einwohnern vorstellen, oder zwischen fünf und fünfzehn Millionen, um flexibler zu sein Damit würden die Vereinten Nationen eine Versammlung von 1000 gleichrangigen regionalen Vertretern bekommen: eine Körperschaft also, die mit Recht beanspruchen könnte, wirklich repräsentativ für die Weltbevölkerung zu sein.

Weymouth glaubt, dass Westeuropa eine gewisse Initiative zur Herbeiführung dieses Plans einer Weltregierung ergreifen könnte. Er erwartet, dass die regionalen Autonomiebestrebungen im Europäischen Parlament in Straßburg Fuß fassen, und hofft, dass die Macht schrittweise von Westminster, Paris, Bonn usw. auf in Straßburg versammelte Regionalräte übertragen wird.

Ich stelle wir vor, dass wir im zukünftigen. Europa ein England haben werden, das m Kent, Wessex, MercIa, Anglia und Northumbria aufgeteilt ist, natürlich mit einem unabhängigen Schottland, Wales und Irland. Andere europäische Beispiele würden die Bretagne, Bayern oder KalabrIen darstellen. Die nationalen Identitäten unseres gegenwärtigen Europas würden ihre politische Bedeutung verlieren.



3. Solange die Regionen nicht die Macht zur Selbstverwaltung haben, werden sie ihre eigenen Umweltprobleme nicht lösen können. Die willkürlichen Konturen von Ländern und Staaten, die sehr oft die natürlichen regionalen Grenzen durchschneiden, machen es den Menschen fast unmöglich, regionale Probleme direkt und menschlich wirksam zu lösen.


Eine ausführliche und genaue Analyse dieses Gedankens wurde vom französischen Volkswirtschaftler Gravier geliefert, der in einer Reihe von Büchern und Aufsätzen den Begriff eines Europas der Regionen vorschlug, eines dezentralisierten und auf der Grundlage von Regionen, die die. heutigen nationalen und subnationalen Grenzen durchbrechen, umorganisierten Europas. (Die Region Basel-Straßburg umfasst zum Beispiel Teile Frankreichs, Deutschlands und der Schweiz; die Region Liverpool umfasst Teile Englands und Teile von Wales - siehe Jean-Francois Gravier, "L'Europe des regions", in: 1965 Internationale Regio Planertagung, Schriften der Regio 3, Regio, Basel 1965, S. 211-222; siehe auch im selben Band Emrys Jones, "The Conflict of City Regions and Administrative Units in Britain", S. 223-235.)



4. Und schließlich werden, wenn die Macht der bestehenden großen Nationen nicht weitgehend dezentralisiert wird, die schönen und differenzierten Sprachen, Kulturen, Bräuche und Lebensformen der Bewohner dieser Erde, die für die Gesundheit des Planeten lebenswichtig sind, verschwinden. Kurz, wir glauben, dass unabhängige Regionen die natürlichen Nährböden für Sprache, Kultur, Brauchtum, Wirtschaft und Recht sind und dass jede Region gesondert und unabhängig genug sein sollte, die Kraft und die Vitalität ihrer Kultur zu bewahren.


Die Tatsache, dass Kulturen innerhalb einer Stadt nur dann gedeihen können, wenn sie zumindest teilweise von den benachbarten Kulturen getrennt sind, wird ausführlich erörtert in MOSAIK AUS SUBKULTUREN (8). Wir meinen, dass dieselbe Überlegung auch auf Regionen zutrifft - dass die Regionen der Erde ebenso Distanz und Würde bewahren müssen, um als Kulturen zu überleben.


In der Blüte des Mittelalters erfüllten die Städte diese Aufgabe. Sie stellten dauernde und dichte Sphären von kulturellem Einfluss, von Vielfalt und wirtschaftlichem Austausch dar; sie waren große Kommunen, mit Bürgern als Mitgliedern, von denen jeder etwas zu den Geschicken der Stadt zu sagen hatte. Wir glauben, dass die unabhängige Region die moderne Polis werden kann - die neue Kommune -, jene Körperschaft, die die Sphäre von Kultur, Sprache, Recht, Dienstleistungen, 'Wirtschaftsaustausch und Vielfalt darstellt, wie die befestigte Stadt oder Polis für ihre Mitglieder.



Daraus folgt:


Arbeite, wo du kannst, für die Entwicklung von unabhängigen Regionen in der Welt; jede mit zwei bis zehn Millionen Einwohnern; jede mit ihren eigenen natürlichen und geographischen Grenzen; jede mit ihrer eigenen Wirtschaft; jede autonom und selbst verwaltet; jede mit einem Sitz in einer Weltregierung, ohne die vermittelnde Macht größerer Staaten oder Länder.


Unabhängige Regionen
Illustration aus „A Pattern Language"


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Fördere die möglichst breite Verteilung der Bevölkerung innerhalb jeder Region - DIE VERTEILUNG DER STÄDTE (2) ...

Muster: Städte


1 UNABHÄNGIGE REGIONEN

2 DIE VERTEILUNG DER STÄDTE

3 STADT-LAND-FINGER

4 LANDWIRTSCHAFTSTÄLER

5 MASCHENNETZ VON LANDSTRASSEN

6 KLEINSTÄDTE

7 DAS LAND

8 MOSAIK AUS SUBKULTUREN

9 STREUUNG DER ARBEITSSTÄTTEN

10 DER ZAUBER DER STADT

11 LOKALVERKEHRSZONEN

12 GEMEINDE VON 7000

13 SUBKULTUR-GRENZE

14 IDENTIFIZIERBARE NACHBARSCHAFT

15 NACHBARSCHAFTSGRENZE

16 ÖFFENTLICHES VERKEHRSNETZ

17 RINGSTRASSEN

18 NETZWERK DES LERNENS

19 NETZ DER NAHVERSORGUNG

20 MINI-BUSSE

21 HÖCHSTENS VIER GESCHOSSE

22 NEUN PROZENT PARKPLÄTZE

23 PARALLELE STRASSEN

24 HEILIGE STÄTTEN

25 ZUGANG ZUM WASSER

26 LEBENSZYKLUS

27 MÄNNER UND FRAUEN

28 EXZENTRISCHER KERN

29 RINGE VERSCHIEDENER DICHTE

30 KNOTEN DER AKTIVITÄT

31 PROMENADE

32 EINKAUFSSTRASSE

33 NACHT33LEBEN

34 UMSTEIGESTELLE

35 MISCHUNG DER HAUSHALTE

36 ABSTUFUNGEN DER ÖFFENTLICHKEIT

37 HAUSGRUPPE

38 REIHENHÄUSER

39 WOHNHÜGEL

40 ÜBERALL ALTE MENSCHEN

41 GEMEINSCHAFT VON ARBEITSSTÄTTEN

42 INDUSTRIEBAND

43 UNIVERSITÄT ALS OFFENER MARKT

44 LOKALES RATHAUS

45 KRANZ VON GEMEINSCHAFTSPROJEKTEN

46 MARKT MIT VIELEN GESCHÄFTEN

47 GESUNDHEITSZENTRUM

48 WOHNEN DAZWISCHEN

49 ÖRTLICHE STRASSEN IN SCHLEIFEN

50 T-KREUZUNGEN

51 GRÜNE STRASSEN

52 NETZ VON FUSS- UND FAHRWEGEN

53 HAUPTORTE

54 STRASSENÜBERQUERUNG

55 ERHÖHTER GEHWEG

56 RADWEGE UND STÄNDER

57 KINDER IN DER STADT

58 VERGNÜGUNGSPARK

59 RUHIGE HINTERSEITEN

60 ERREICHBARE GRÜNFLÄCHE

61 KLEINE PLÄTZE

62 AUSSICHTSPUNKTE

63 TANZEN AUF DER STRASSE

64 TEICHE UND BÄCHE

65 GEBÄRHÄUSER

66 GEHEILIGTER BODEN

67 GEMEINSCHAFTSFLÄCHEN

68 SPIELEN MIT ANDEREN KINDERN

69 ÖFFENTLICHES ZIMMER IM FREIEN

70 GRABSTÄTTEN

71 STEHENDES WASSER

72 LOKALER SPORT

73 ABENTEUERSPIELPLATZ

74 TIERE

75 DIE FAMILIE

76 HAUS FÜR EINE KLEINFAMILIE

77 HAUS FÜR EIN PAAR

78 HAUS FÜR EINE PERSON

79 DAS EIGENE HEIM

80 SELBSTVERWALTETE WERKSTÄTTEN UND BÜROS

81 KLEINE UNBÜROKRATISCHE DIENSTLEISTUNGEN

82 VERBINDUNG ZWISCHEN BÜROS

83 MEISTER UND LEHRLINGE

84 TEENAGER-GESELLSCHAFT

85 LADENSCHULEN

86 KINDERHAUS

87 GESCHÄFTE IN PRIVATBESITZ

88 STRASSENCAFE

89 LEBENSMITTELGESCHÄFT AN DER ECKE

90 BIERHALLE

91 GASTHOF

92 BUSHALTESTELLE

93 IMBISSSTÄNDE

94 SCHLAFEN IN DER ÖFFENTLICHKEIT