46 Markt mit vielen Geschäften

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MARKT MIT VIELEN GESCHÄFTEN
MARKT MIT VIELEN GESCHÄFTEN


... wir haben vorgeschlagen, dass Geschäfte weitgehend dezentralisiert und so angeordnet sein sollen, dass sie für die Gemeinschaften, die sie benützen, am besten zugänglich sind NETZ DER NAHVERSORGUNG (19). Die größten Ladengruppen sind in Form von Fußgängerstraßen oder EINKAUFSSTRASSEN (32) angeordnet, die zu ihrem Bestand fast immer einen Markt brauchen werden. Das folgende Muster beschreibt die Form und die ökonomischen Eigenschaften von Märkten.


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Das Bedürfnis nach einem Markt, wo alle verschiedenen Lebensmittel und Haushaltswaren, die man braucht, unter einem einzigen Dach gekauft werden können, ist natürlich und naheliegend. Aber wenn der Markt, wie etwa ein Supermarkt, eine einzige Geschäftsführung hat, sind die Lebensmittel farblos, und es ist kein Vergnügen, dort hinzugehen.


Freilich haben die großen Supermärkte durchaus eine große Auswahl von Lebensmitteln. Aber diese „Vielfalt" wird immer noch zentral eingekauft, zentral gelagert, und hat immer noch die Abgestandenheit von Großhandelsware. Außerdem gibt es keinen menschlichen Kontakt mehr, nur Regalreihen und eine lästige Begegnung an der Kasse, wo das Geld entgegengenommen wird.


Der einzige Weg, den menschlichen Kontakt wiederherzustellen, die Vielfalt von Lebensmitteln, all die Liebe, Sorgfalt und Weisheit in Bezug auf einzelne Nahrungsmittel, die ein Ladenbesitzer, der weiß, was er kauft, einbringen kann, besteht darin, jene Märkte wieder zu schaffen, in denen einzelne Geschäftsleute verschiedene Waren auf winzigen Verkaufsständen unter einem gemeinsamen Dach verkaufen.

Wie die Dinge liegen, werden Supermärkte wahrscheinlich immer größer und größer werden, sich mit anderen Industriezweigen verbinden und die Entmenschlichung des Markterlebnisses zu Ende führen. Horn und Hardart haben sich z. B. folgendes Schema überlegt:


... die Kundin fährt mit dem Auto oder steigt auf ein Rollband, wird dezent durch das ganze Warenhaus befördert, wählt ihre Lebeneaittel nach auf hinterleuchteten Tafeln dargebotenen Mustern (oder indem sie Behälter mit einem speziellen Schlüssel oder ihrer Kreditkarte öffnet) und sucht Fleisch und andere Produkte über den Bildschirm aus. Sie fährt dann hinüber in einen separaten Lagerhausbereich um ihre Bestellung in Empfang zu nehmen, die mittels Kreditkarte beglichen wird . . Die meisten Menschen blieben unsichtbar . . . (Jennifer Cross, The Supermarket Trap, New York: Berkeley Medallion, 1971)


Vergleichen wir das mit der Beschreibung eines Marktplatzes alten Stils in San Francisco:


Wenn man regelmäßig auf den Markt geht, hat man schließlich Lieblingsstände, wie den mit den Pippin- und Haueräpfeln aus Watsonville. Der Farmer schaut beim Auswählen jeden Apfel an und legt ihn in das Säckchen, während er einen daran erinnert, die Äpfel kühl aufzubewahren, sodass sie frisch und süß bleiben. Zeigt er :Interesse, dann erzählt er einem stolz, von welchem Obstgarten sie kommen und wie sie gezüchtet und gepflegt wurden. Sein Englisch hat einen leichten italienischen Akzent, sodass man sich über die hellen, blauen Augen, das leicht braune Haar und den langknochigen Körperbau wundert, bis .er einem erzählt, in welchem Gebiet Norditaliens er geboren wurde.
Da ist ein gutaussehender Schwarzer, der, wo die Verkaufsstände aufhören, kleine Berge von Melonen anbietet. Sag ihm, dass du zu wenig davon verstehst, um selbst eine auszuwählen, die übermorgen ausgezeichnet schmeckt, und er wird nicht nur eine auswählen, von der er Sagt, dass sie genau richtig sein wird (was sich auch bestätigt), sondern er wird dir eine Vorlesung über die Auswahl deiner nächsten Melone halten, sei es eine Cranshaw, eine Honig- oder eine Wassermelone, und zwar gleichgültig, wo du sie kaufen wirst. Es liegt ihm daran, dass du immer eine gute Melone kriegst und sie dir schmeckt. („The Farmers :Go to Market", California Living, San Francisco Chronicle Sunday Magazine, 6. Februar 1972.)


Das ist zweifellos viel humaner und belebender als das Förderband im Supermarkt. Die kritische Frage liegt bei der Wirtschaftlichkeit des Betriebes. Gibt es für einen Markt mit vielen Geschäften eine vernünftige wirtschaftliche Grundlage? Oder scheiden Märkte wegen der Effizienz des Supermarktes aus?


Es scheint keine ernsthafteren ökonomischen Hindernisse zu geben als jene, die sich am Beginn jedes Unternehmens ergeben. Das Hauptproblem ist das der Koordination — der Koordination einzelner Geschäfte, die einen zusammenhängenden Markt bilden sollen und der Koordination vieler ähnlicher Geschäfte von verschiedenen Märkten, die als Großeinkäufer auftreten sollen.


Gut gelegene Einzelgeschäfte sind mit Gewinnanteilen von bis zu 5% des Umsatzes konkurrenzfähig („Expenses in Retail Business", National Cash Register, Dayton, Ohio, 5. 15). Nach den Ziffern des National Cash Register bleibt diese Gewinnspanne für gut gelegene Lebensmittelgeschäfte gleich, unabhängig von der Größe. Die kleinen Geschäfte werden von den Supermärkten oft unterboten, weil sie allein liegen und deshalb dem Käufer an einer Stelle nicht dieselbe Auswahl wie ein Supermarkt bieten können. Wenn aber viele solcher kleinen Geschäfte gebündelt sind, einen zentralen Standort haben und zusammen eine dem Supermarkt vergleichbare Auswahl bieten, dann können sie wirksam mit den Supermarktketten konkurrieren.


Die Effizienz, die den Kettengeschäften bleibt, ist die des Großeinkaufs. Aber auch das kann ausgeglichen werden, wenn Gruppen ähnlicher Geschäfte aus der ganzen Stadt ihren Bedarf koordinieren und als Großeinkäufer verhandeln. In der Bay Area z. B. gibt es eine Reihe von Blumenverkäufern, die ihr Geschäft von kleinen Karren aus auf der Straße betreiben. Obwohl jeder Verkäufer sein Geschäft unabhängig betreibt, schließen sich beim Einkauf alle zusammen. Sie gewinnen beim Großeinkauf ihrer Blumen und unterbieten die etablierten Blumenhändler um zwei Drittel.


Es ist natürlich schwer, einen Markt mit vielen Geschäften in Gang zu bringen — sowohl was den Platz als auch was die Finanzierung betrifft. Wir schlagen für den Anfang eine sehr grobe und einfache Struktur vor, die im Laufe der Zeit ausgefüllt und verbessert werden kann. Der Markt auf dem Foto, in Lima, begann mit nichts als freistehenden Säulen und Gängen. Die Läden — meist nicht größer als zwei mal drei Meter — wurden allmählich zwischen die Säulen eingebaut.


Ein Markt in Peru
Ein Markt in Peru
Ein Markt in Peru


Illustration aus „A Pattern Language“
Illustration aus „A Pattern Language“


Ein eindrucksvolles Beispiel einer einfachen Holzstruktur, die Ein eindrucksvolles Beispiel einer einfachen Holzstruktur, die im Lauf der Jahre verändert und vergrößert wurde, ist der Pike Place Market in Seattle, Washington.


Illustration aus „A Pattern Language“
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Daraus folgt:


Statt der modernen Supermärkte richte eine Reihe von Marktplätzen ein, jeden bestehend aus vielen kleineren Geschäften, die selbständig und spezialisiert sind (Käse, Fleisch, Gemüse, Obst usw.). Als Konstruktion bau ein Minimum: ein Dach, Säulen zur Definition von Gängen, und elementare Dienstleistungen. Innerhalb dieser Struktur laß die verschiedenen Geschäfte ihre eigene Umgebung schaffen, die ihrem individuellen Geschmack und Bedarf entspricht.


Illustration aus „A Pattern Language“
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Mach die Gänge breit genug für kleine Lieferwagen und für dichten Fußgängerverkehr - vielleicht 2 m bis 3,5 m breit - PASSAGE DURCHS GEBÄUDE (101); halt die Stände möglichst , klein, sodass die Miete niedrig bleibt - vielleicht nur 2 in mal 3 m - wenn Geschäfte mehr Platz brauchen, können sie zwei Einheiten einnehmen - GESCHÄHE IN PRIVATBESITZ (87); markiere die Stände nur mit Säulen an den Ecken - PFEILER IN DEN ECKEN (212); lass vielleicht die Besitzer ihre Dächer selbst machen - MARKISENDÄCHER (244); führ die Gänge nach außen. sodass der Markt zu einer direkten Fortsetzung der umliegenden Fußgängerwege in der Stadt wird - FUSSGÄNGERSTRASSE (100)

Muster: Städte


1 UNABHÄNGIGE REGIONEN

2 DIE VERTEILUNG DER STÄDTE

3 STADT-LAND-FINGER

4 LANDWIRTSCHAFTSTÄLER

5 MASCHENNETZ VON LANDSTRASSEN

6 KLEINSTÄDTE

7 DAS LAND

8 MOSAIK AUS SUBKULTUREN

9 STREUUNG DER ARBEITSSTÄTTEN

10 DER ZAUBER DER STADT

11 LOKALVERKEHRSZONEN

12 GEMEINDE VON 7000

13 SUBKULTUR-GRENZE

14 IDENTIFIZIERBARE NACHBARSCHAFT

15 NACHBARSCHAFTSGRENZE

16 ÖFFENTLICHES VERKEHRSNETZ

17 RINGSTRASSEN

18 NETZWERK DES LERNENS

19 NETZ DER NAHVERSORGUNG

20 MINI-BUSSE

21 HÖCHSTENS VIER GESCHOSSE

22 NEUN PROZENT PARKPLÄTZE

23 PARALLELE STRASSEN

24 HEILIGE STÄTTEN

25 ZUGANG ZUM WASSER

26 LEBENSZYKLUS

27 MÄNNER UND FRAUEN

28 EXZENTRISCHER KERN

29 RINGE VERSCHIEDENER DICHTE

30 KNOTEN DER AKTIVITÄT

31 PROMENADE

32 EINKAUFSSTRASSE

33 NACHT33LEBEN

34 UMSTEIGESTELLE

35 MISCHUNG DER HAUSHALTE

36 ABSTUFUNGEN DER ÖFFENTLICHKEIT

37 HAUSGRUPPE

38 REIHENHÄUSER

39 WOHNHÜGEL

40 ÜBERALL ALTE MENSCHEN

41 GEMEINSCHAFT VON ARBEITSSTÄTTEN

42 INDUSTRIEBAND

43 UNIVERSITÄT ALS OFFENER MARKT

44 LOKALES RATHAUS

45 KRANZ VON GEMEINSCHAFTSPROJEKTEN

46 MARKT MIT VIELEN GESCHÄFTEN

47 GESUNDHEITSZENTRUM

48 WOHNEN DAZWISCHEN

49 ÖRTLICHE STRASSEN IN SCHLEIFEN

50 T-KREUZUNGEN

51 GRÜNE STRASSEN

52 NETZ VON FUSS- UND FAHRWEGEN

53 HAUPTORTE

54 STRASSENÜBERQUERUNG

55 ERHÖHTER GEHWEG

56 RADWEGE UND STÄNDER

57 KINDER IN DER STADT

58 VERGNÜGUNGSPARK

59 RUHIGE HINTERSEITEN

60 ERREICHBARE GRÜNFLÄCHE

61 KLEINE PLÄTZE

62 AUSSICHTSPUNKTE

63 TANZEN AUF DER STRASSE

64 TEICHE UND BÄCHE

65 GEBÄRHÄUSER

66 GEHEILIGTER BODEN

67 GEMEINSCHAFTSFLÄCHEN

68 SPIELEN MIT ANDEREN KINDERN

69 ÖFFENTLICHES ZIMMER IM FREIEN

70 GRABSTÄTTEN

71 STEHENDES WASSER

72 LOKALER SPORT

73 ABENTEUERSPIELPLATZ

74 TIERE

75 DIE FAMILIE

76 HAUS FÜR EINE KLEINFAMILIE

77 HAUS FÜR EIN PAAR

78 HAUS FÜR EINE PERSON

79 DAS EIGENE HEIM

80 SELBSTVERWALTETE WERKSTÄTTEN UND BÜROS

81 KLEINE UNBÜROKRATISCHE DIENSTLEISTUNGEN

82 VERBINDUNG ZWISCHEN BÜROS

83 MEISTER UND LEHRLINGE

84 TEENAGER-GESELLSCHAFT

85 LADENSCHULEN

86 KINDERHAUS

87 GESCHÄFTE IN PRIVATBESITZ

88 STRASSENCAFE

89 LEBENSMITTELGESCHÄFT AN DER ECKE

90 BIERHALLE

91 GASTHOF

92 BUSHALTESTELLE

93 IMBISSSTÄNDE

94 SCHLAFEN IN DER ÖFFENTLICHKEIT